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20€-Münze "300. Geburtstag Johann Joachim Winckelmann"


Was wird dargestellt? - Die Motivseite der Münze

Auf der Motivseite sehen wir mittig den Kopf Winkelmanns ganz „klassisch“ im Profil. Darum die Umschrift „300. Geburtstag Johann Joachim Winkelmann“ in der Schriftart Antiqua, die seiner Handschrift ähneln soll. Unter dem Portrait stehen die Lebensdaten des großen deutschen Klassikers.  Die Randschrift lautet „Edle Einfalt und stille Größe“

Der Kopf ist im Gegensatz zum Rest der Motivseite nicht glänzend, sondern matt geprägt, was ihn deutlich aus der Motivseite hervortreten lässt. Trotz des geringen Reliefs der Münze wirkt Winckelmanns Kopf sehr plastisch: Bewegt man die Münze etwas im Licht hin und her, lassen sich sogar Schattenwürfe im Gesicht erkennen, auch treten Augenbrauen, Mundwinkel und Wangenknochen deutlich hervor. 

In der Entscheidung der Jury für diesen Entwurf heißt es: „Der Entwurf besticht durch seine herausragende klare Gestaltung. Er visualisiert mit seinem einfachen Umriss Winckelmanns Ideal der „edlen Einfalt und stillen Größe“. So fließt seine Geisteshaltung in die künstlerische Ausgestaltung der Münze ein.“

Winkelmann ist auf der Bildseite so abgebildet,  wie er selbst sein Vorbild der antiken Kunst sah: nüchtern, klar und eindrücklich. Auch wenn zu Lebzeiten nur wenige Bilder vom ihm gemacht wurden, so hätte er bestimmt Gefallen an dieser Münze gefunden, die ihn wie die großen Dichter und Denker des antiken Abendlands in Szene setzt. Aber wer war der „Begründer des Klassizismus“ eigentlich?

Wer war Winckelmann? – ein deutscher „Klassiker“

Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der klassizistischen Kunst in Deutschland. Er war als Archäologe, Kunstwissenschaftler und Schriftsteller tätig. Geboren wurde er am 9. Dezember 1717 in Stendal als Kind eines Schuhmachers. Schon früh interessierte sich Winckelmann für verschiedene Wissenschaften. Er lernte Latein und Altgriechisch und entwickelte schon in jungen Jahren seine Liebe für die Kunst der Antike. Winckelmann studierte Theologie, Medizin, Geometrie und moderne Sprachen – ein echter „Allrounder“. 1755 wurde er Skriptor der Vatikanischen Bibliothek und widmete sich Studien des Altertum. Im gleichen Jahr veröffentlichte er sein bedeutendstes Werk mit dem griffigen Titel „Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“. Seine Auffassung von Kunst beschrieb er mit dem Satz  „edle Einfalt, stille Größe“. Für ihn war die Kunst der Ausdruck des Idealen und des ästhetisch Schönen, ganz nach griechischem Vorbild. Winckelmann selber wurde vielen Dichtern der Weimarer Klassik zum Vorbild und so sprach Goethe auch nach seinem Tod 1768 noch voller Bewunderung für Winckelmann:

„In ihn hatte die Natur gelegt, was den Mann macht und ziert.“ – J.W. von Goethe über Winckelmann

Ein Kompliment, das sicher jeder Mann gerne hören würde. 

 

Wer hat’s gemacht? – Der Künstler hinter der Münze

Gestaltet wurde die Münze von Andre Witting. Es ist der erste Entwurf des 43-Jährigen Produkt-Designers, der die Jury überzeugen konnte. Andre Witting baut und plant Architekturmodelle und beschäftigt sich mit Projekten der Kunstrealisation. Gefragt auf seine Motivation zur Gestaltung dieses Motivs, antwortete er: „Trotz oder wegen der vielen Vorgaben, wie die runde Grundform, die kleine Fläche und die beschränkten Reliefhöhen, packt mich immer wieder der Ehrgeiz, ein möglichst interessantes und plastisches Motiv zu gestalten“

 

Was ist auf der Wertseite abgebildet?

Auch die Wertseite der Münze wurde im klassischen Stil gestaltet. Der Schriftzug „Bundesrepublik Deutschland“ nimmt die obere Hälfte der Umschrift ein. Den unteren Rand bilden die zu zwei Sechsergruppen aufgeteilten Europasterne in deren Mitte der Nominalwert von 20 Euro aufgedruckt ist. Die Vorderseite wirkt durch diese Gestaltung symmetrisch und setzt das Vorbild der griechischen Ästhetik fort. Der Bundesadler ist ebenfalls an im klassizistischen Kunststil gestaltet. Als weitere Angaben finden wir das Ausgabejahr 2017, das Material bestehend aus 925er Sterlingsilber und den Buchstaben F am unteren Rand der Münze für die Prägestätte Stuttgart.

Warum dieser Entwurf? – Begründung der Jury

Lesen Sie hier das Urteil der Fachjury:

„Das Portrait zeigt Johann Joachim Winckelmann, den Begründer der klassischen Archäologie und Kunstwissenschaften, nach dem Vorbild vieler antiker Münzen im Profil. Der Entwurf besticht durch seine herausragende klare Gestaltung. Er visualisiert mit seinem einfachen Umriss Winckelmanns Ideal der ,edlen Einfalt und stillen Größe‘. So fließt seine Geisteshaltung in die künstlerische Ausgestaltung der Münze ein. Die ausgewählte Schrift, die Antiqua, unterstützt die klassische Handschrift der Arbeit. Die Wertseite und der Adler sind würdig und angemessen gestaltet und harmonieren ausgezeichnet mit der Bildseite.“